Wie sympathisch / angenehm jemand von anderen empfunden wird, hängt zu einem gewissen (jedoch nicht sonderlich großen) Teil von der veranlagten Persönlichkeit ab. Hier die Ergebnisse zweier Studie, die sich genau dieser Frage widmen und zum gleichen Ergebniss kommen:


Der wichtigste Faktor ist Extroversion, also wie aktiv, energisch und gesprächig eine Person im Allgemeinen ist. Grob gesagt ist Extroversion das Gegenteil von Schüchternheit. Die beiden Studien zeigen dass je extrovertierter die Veranlagung eines Menschen, desto sympathischer wird er von anderen bewertet. Der Zusammenhang ist in beiden Fällen recht stark (Korrelationskoeffizienten 0.37 / 0.34).
Einen schwächeren, aber trotzdem merklichen Effekt auf Sympathie hat auch Agreeableness. Das wird gerne übersetzt als “soziale Verträglichkeit”, etwas besser würde es der Begriff “Herzlichkeit” treffen. Agreeable sind Menschen, die einen hohen Score bei Freundlichkeit, Empathie und Rücksicht erzielen. Es gilt: Je herzlicher eine Person, desto eher wird diese Person als sympathisch empfunden. Die Effektstärke, ist wie gesagt, mäßig (Korrelationskoeffizienten 0.17 / 0.16).
Einen ähnlich starken, jedoch negativen Effekt, hat emotionale Instabilität. Je instabiler die emotionale Welt einer Person, dies ist zum Beispiel charakterisiert durch das Vorhandensein vieler Ängste und Stimmungsschwankungen, desto weniger sympathisch ist sie in den Augen anderer (Korrelationskoeffizienten -0.13 / -0.17).
Die Effekte wirken in der Summe, oder anders gesagt: Defizite in der einen Abteilung können durch Stärken in den anderen ausgeglichen werden. Wer also den ZScore seiner Big Five Persönlichkeit kennt, kann leicht errechnen, wie es um seine allgemeine (!) sympathische Wirkung bei anderen bestellt ist:
Sympathische Wirkung = 0.5*ZExtro + 0.25*ZAgree – 0.25*ZNeuro
Da es sich oben um Korrelations- und nicht etwa um die viel besser interpretierbaren standardisierten Regressionskoeffizienten handelt, darf man, wenn man es genau nimmt, nicht in Standardabweichungen denken. Wenn man es aber nicht so genau nimmt und nur eine Näherung für die summierte Effektstärke will, darf man es.
Eine Person, die gleichzeitig extrovertiert, herzlich und stabil ist (das sympatischste Profil) würde danach etwa zwei Standardabweichungen sympathischer bewertet werden als eine Person, die introvertiert, kalt und instabil ist (das unsympatischste Profil). Zusammen genommen ergibt sich also ein merklicher Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Sympathie.
Wichtig ist, dass es sich hier um die mittlere sympathische Wirkung geht, denn generell gilt die alte Weisheit: Similarity breeds liking. Individuelle Sympathie ergibt sich vor allem durch Ähnlichkeiten, dies wurde schon von vielen Studien festgestellt. Extrovertierte Menschen mögen besonders extrovertierte Menschen und schüchterne Menschen mögen besonders schüchterne Menschen. Ordentliche Menschen mögen besonders ordentliche Menschen und chaotische Menschen mögen besonders chaotische Menschen. Und so weiter.
Die sympathische Wirkung in individuellen Fällen wird also i.d.R. sehr stark von der obigen mittleren sympathischen Wirkung abweichen. In diesem Fall dominiert das Ähnlichkeitsprinzip.