Häufigkeit von Personen in Träumen (DreamBank)

Über die Plattform DreamBank kann man schnell und einfach zehntausende Traumberichte durchsuchen, welche in akademischen Studien gesammelt wurden. Die Plattform wurde errichtet von George Domhoff, Professor für Psychologie und Soziologie an der University of California (Santa Cruz) und einer der führenden Namen in der evidenzbasierten Traumforschung. Mich hat interessiert, mit welcher Häufigkeit bestimmte Personen, Personenkonzepte und Personenrollen in Träumen vorkommen. Hier das Ergebnis, basierend auf 13.500 Traumberichten (1)

In circa 3 von 4 Träumen:

  • Eine Person, bekannt oder unbekannt (72,5 %)

In circa 2 von 4 Träumen:

  • Eine bekannte Person (41,8 %)

In circa 1 von 4 Träumen:

  • Eine nicht näher bestimmte männliche Person (28,2 %)
  • Eine nicht näher bestimmte weibliche Person (23,1 %)
  • Eine nicht näher bestimmte Gruppe an Personen (26,8 %)
  • Ein oder beide Elternteile (23,1 %)

In circa 1 von 7 Träumen:

  • Die Mutter (14,8 %)
  • Ein oder mehrere Freunde (14,1 %)

In circa 1 von 10 Träumen:

  • Der Vater (10,8 %)
  • Eine nicht näher bestimmte Gruppe an Männern (8,9 %)

In circa 1 von 15 Träumen:

  • Ein Geschwisternteil (6,5 %)
  • Eine nicht näher bestimmte Gruppe an Frauen (6,2 %)

In circa 1 von 20 Träumen:

  • Ein romantischer Partner, bekannt oder unbekannt (5,2 %)

In circa 1 von 25 Träumen:

  • Ein Baby (3,9 %)
  • Ein Bruder (3,6 %)
  • Eine Schwester (3,6 %)
  • Ein Polizist (3,6 %)

In circa 1 von 40 Träumen:

  • Ein Lehrer (2,4 %)

In circa 1 von 60 Träumen:

  • Ein Großelternteil (1,7 %)
  • Eine Tante (1,6 %)

In circa 1 von 80 Träumen:

  • Ein Onkel (1,4 %)
  • Ein Arzt (1,4 %)
  • Ein Teenager (1,3 %)
  • Eine Großmutter (1,2 %)
  • Eine unbekannte alte Person (1,2 %)
  • Ein Nachbar (1,2 %)

In circa 1 von 120 Träumen:

  • Ein Zombie (0,9 %)
  • Ein Vorgesetzter (0,9 %)
  • Ein Großvater (0,8 %)

In circa 1 von 140 Träumen:

  • Ein Mörder (0,7 %)
  • Ein Schauspieler (0,7 %)
  • Ein Mitarbeiter (0,7 %)

In circa 1 von 200 Träumen:

  • Eine Krankenschwester (0,6 %)
  • Ein Anführer (0,5 %)
  • Ein Arbeiter (0,5 %)

In circa 1 von 250 Träumen:

  • Eine Leiche (0,4 %)
  • Ein Geist (0,4 %)
  • Ein Monster (0,4 %)
  • Ein König (0,4 %)
  • Ein Promi (0,4 %)

In circa 1 von 330 Träumen:

  • Ein Soldat (0,3 %)
  • Ein Präsident (0,3 %)

Hinweis: “Ein” heißt hier immer “Ein oder mehrere”. Die Plural-Form wurde in die Suche miteinbezogen.

Gemäß der Kontinuitätshypothese, hier eine fantastische Präzisierung des Begriffs durch Domhoff, reflektieren diese Häufigkeiten wie eingängig sich Menschen im Allgemeinen während des Wachlebens mit diesen Personen und Rollen (und dem, was sie repäsentieren) beschäftigen. Dabei geht es in erster Linie nicht um die objektiv verbrachte Zeit mit einer Person oder Rolle, sondern um die Präsenz in den Gedanken des Wachlebens.

(1) Verwendet wurden die Traumberichte der folgenden sechs Personen: Barb Sanders (n = 3110), Elisabeth (n = 1710), Emma (n = 1220), Izzy (n = 4350), Kenneth (n = 2020), Pegasus (n = 1090). Details zu diesen Personen siehe hier.

Wutgefühle in der Pandemie

Ich habe vorgestern einen neuen Datensatz entdeckt, der interessante Erkenntnisse zum Thema Wutgefühle in der Pandemie bringt. Der Datensatz basiert auf einer Umfrage mit n = 301 Teilnehmern, erhoben in der USA, Erhebungszeitraum Jan 2021, 53 % Männer, Mittleres Alter 37 Jahre, Spanne von 18 bis 83 Jahren. Erstmal das Große und Ganze. Eine der enthaltenen Fragen lautete grob übersetzt: “Wie haben sich bei Ihnen Wutgefühle im Laufe der Pandemie geändert?”. Zur Verfügung standen die Antwortmöglichkeiten “stark reduziert” (-2), “etwas reduziert” (-1), “unverändert” (0), “etwas erhöht” (1) und “stark erhöht” (2).

Nicht alle haben verstärkte Wutgefühle. 16 % berichten, dass sich bei ihnen Gefühle der Wut reduziert haben. Bei 45 % ist die Lage unverändert. Und 39 % haben eine Verstärkung von Wutgefühlen bei sich bemerkt. Im Mittel entspricht das einer klaren Erhöhung. Auf jeden, der reduzierte Gefühle von Wut hat, kommen mehr als zwei, bei denen das Gegenteilige der Fall ist. Welche Faktoren spielen eine Rolle?

Sowohl bei Männern als auch bei Frauen zeigt sich eine statistisch signifikante Erhöhung von Wutgefühlen (95 % Konfidenzintervalle enthält nicht die Null). Ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt es jedoch nicht (95 % Konfidenzintervalle überlappen sich deutlich). Es scheint also nicht so, als ob das Geschlecht eine Rolle spielen würde.

Auch der Beziehungsstatus hat keinen großen Einfluss. Zwar zeigt sich, im Gegensatz zu den anderen Gruppen, bei Kurzzeitsingles (< 4 Jahre) keine signifikante Erhöhung von Wutgefühlen, aber auch hier überlappen sich Konfidenzintervalle deutlich. Kaum der Rede wert der Effekt.

Die Wohnsituation hat ebenso wenig bis keine Aussagekraft. Meine Vermutung war, dass Menschen, die alleine wohnen, eine etwas stärkere emotionale Reaktion auf die Pandemie zeigen, aber zumindest im Hinblick auf Wutgefühle scheint dies nicht der Fall zu sein. Das Konfidenzintervall der Gruppe “Living with Roommates” ist so groß, weil es in der Umfrage relativ wenige Teilnehmer in dieser Gruppe gab.

Einen signifikanten Trend gibt es beim Sozialisieren. Menschen, die trotz Pandemie regelmäßig Freunde getroffen haben, verspüren weniger Wutgefühle als jene, die sich strenger isoliert haben.

Den gleichen Trend sieht man auch bei Menschen, die sich trotz Pandemie mit der engen Familie getroffen haben. Isolation scheint ein Risikofaktor für erhöhte Wutgefühle zu sein.

Noch deutlicher (man beachte die Zahlenwerte) ist der Einfluss der finanziellen Situation auf Wutgefühle. Menschen, die durch die Pandemie in eine schlechtere finanzielle Situation gerutscht sind, berichten häufiger von verstärkten Wutgefühlen. Das wüsste man wohl auch ohne Datensatz.

Auch bei dem Konsum von sozialen Medien ergibt sich ein ziemlich kräftiger Effekt. Menschen, die mehr Zeit auf Social Media Plattformen verbringen, haben verstärkte Wutgefühle. Das gilt auch sehr knapp für Menschen mit unverändertem Social Media Konsum. Menschen, die seit Anfang der Pandemie weniger Zeit auf Social Media Seiten verbringen, zeigen jedoch keine statistisch signifikante Verstärkung von Wutgefühlen.

Die Veränderung des Gewichts ist ebenfalls assoziiert mit Veränderung von Wutgefühlen. Die wenigen Menschen, die ihr Gewicht stark senken konnten (siehe Länge des Konfidenzintervalls), berichten von reduzierten Wutgefühlen. Ein geringer Gewichtsverlust ist mit unveränderter Wut assoziiert. Unverändertes Gewicht oder Gewichtszunahme mit der Verstärkung von Wutgefühlen.

Dazu später noch etwas mehr, aber erhöhte Wutgefühle korrelieren in dem Datensatz sehr eng mit erhöhten Gefühlen von Angst und Depression. Gerade beim Gewicht stellt sich die Frage nach dem Huhn und dem Ei. Veranlasst die Gewichtszunahme negativere Gefühle? Oder kommen negativere Gefühle und es folgt die Gewichtszunahme? Wahrscheinlich beides zugleich.

Die Persönlichkeit gemäß dem Five Factor Modell wurde ebenfalls in der Umfrage gemessen, mittels einer 10 Item Kurzskala. Menschen, die geringe Werte auf der Agreeableness-Skala erzielen (wenig empathisch, wenig herzlich), zeigen sehr deutlich erhöhte Gefühle von Wut. Bei Menschen mit hoher Agreeableness findet sich eine solche Erhöhung nicht. Viel Empathie scheint zumindest in der Pandemie ein Schutz vor Wutgefühlen zu sein.

Menschen mit hohen Werten von Conscientiousness (ordentlich, gut organisiert, verlässlich) kommen in der Pandemie auch besser weg. Conscientiousness zeigt sich als solider Schutzfaktor vor Wutgefühlen.

Der im Hinblick auf Effektstärke wichtigste Faktor ist Neuroticism (emotional labil, depressiv). Je neurotischer eine Person, desto deutlicher die Verstärkung von Wutgefühlen. Ich habe auf einen Sättigungseffekt gehofft. Da emotional labile Menschen schon im Alltag viele Gefühle von Wut zeigen, könnte man vermuten, dass bei ihnen die der Anstieg nicht ganz so extrem ist. Etwa weil eine Sättigungsgrenze erreicht ist. Das ist aber definitiv nicht der Fall. Es gilt: Wer vorher schon oft negative Gefühle hatte, bei dem hat die Pandemie diese Gefühle verstärkt. Wer diese Gefühle vorher sehr selten hatte, hat sie in der Pandemie sogar noch seltener. Das Merkmal Neurotizismus hat sich schlicht extremer ausgeprägt in der Pandemie.

Bezüglich Alter zeigen sich erhöhte Wutgefühle vor allem bei Menschen mittleren Alters. Das erinnert an die U-Kurve des Glücks. Junge und alte Menschen sind in Umfragen typischerweise am glücklichsten, Menschen zwischen 30-50 am unglücklichsten. Das scheint auch hier gut zu passen.

Wie schon angemerkt korrelieren alle negativen Gefühlen in der Umfrage eng miteinander. Wer aufgrund der Pandemie verstärkte Wutgefühle verspürt, verspürt mit hoher Wahrscheinlichkeit auch gleichzeitig erhöhte Gefühle von Stress, Angst und Depression. Und wer wenig von einem spürt, spürt i.d.R. auch wenig von allen anderen. Die Korrelation ist so eng, dass man die vier Variablen als eine Skala auffassen könnte (mit Cronbach’s Alpha = 0,84).

Ein Regressionsmodell auf Basis aller Variablen des Datensatzes liefert folgendes Ergebnis (dritte weiße Spalte der standardisierte Regressionskoeffizient, letze Spalte der p-Wert):

Jetzt wird die Formulierung etwas umständlich: Der Großteil der erklärbaren Varianz in der Variable “Wutgefühle” wird durch Neurotizismus erklärt (20 % der gesamten Varianz und 74 % der erklärbaren Varianz). Ist die Variable “Wutgefühle” erstmal danach bereinigt, bleiben nur noch relativ schwache Effekte der anderen Variablen übrig (7 % der gesamten Varianz und 26 % der erklärbaren Varianz). Das Meiste, was man in den obigen Graphen sieht, scheinen also Nebeneffekte von erhöhtem Neurotizismus zu sein. Was leider auch heißt, dass es schwer ist in der Pandemie Abhilfe zu finden, sollte der Neurotizismus hoch sein. Man muss schon Gewichtsverlust, Freunde und Abstinenz von sozialen Medien kombinieren, um die Wirkung von erhöhtem Neurotizismus ausgleichen zu können. Wobei bessere Abhilfen natürlich CBT & SSRI sind.

Soviel ich gehört habe, gehen Fachärzte (im Wissen um die Wirkung der Pandemie und Überschaubarkeit der verfügbaren Therapieplätze) gerade recht liberal mit SSRI um. Wenn es doch kein SSRI sein soll, dann gibt es auch Alternativen aus der Nahrungsergänzung, die ich hier zusammengefasst habe. Die Effektstärken dieser Mittel kommen definitiv nicht an SSRI heran, können sich aber sehen lassen. Wer keine Lust hat, das alles zu lesen, kann sich einfach folgendes beschaffen: Omega-3 (> 60 % EPA, > 1,5 g pro Tag), probiotische Ergänzung inkl. Inulin, L-Carnitin (> 1,5 g pro Tag), Safran (30 mg Extrakt pro Tag, eventuell geht auch 45-60 mg). Die anti-depressive Wirkung dieser Mittel ist solide durch Meta-Studien belegt.